Gespräch mit Vertreterinnen des kommunalen Jobcenters im Kreishaus zur Betreuung junger arbeitsloser Menschen bis 25 Jahre
Neben Schulen besuchte Stefan Störmer, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), auch das kommunale Jobcenter im Kreishaus. Da im nächsten Bundeshaushalt 900 Millionen Euro im Etat des Bundesarbeitsministeriums eingespart werden sollen, ist von der Bundesregierung zum 01. Januar 2025 eine Veränderung in der Betreuung junger arbeitsloser Menschen bis 25 Jahre geplant. Zukünftig sollen nicht mehr die Jobcenter zuständig sein, sondern die Agentur für Arbeit, finanziert über Sozialversicherungsbeiträge von Beschäftigten und Arbeitgebern, soll diese Aufgabe übernehmen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sieht diese Verlagerung mit Sorge, da sie befürchtet, dass bisherige Erfolge bewährter Unterstützungsnetzwerke der Jobcenter zunichtegemacht werden. Um sich ein genaues Bild vor Ort zu machen, hatte der GEW-Kreisverband Oldenburg-Land um ein Gespräch im kommunalen Jobcenter gebeten, bei dem dessen Leiterin Andrea Berger und die Teamleiterin U25 Caroline Böye Auskunft gaben. Sie konnten anhand von konkreten Beispielen aufzeigen, wie Jugendlichen, häufig auch aus einem schwierigen Lebensumfeld, geholfen werden konnte, doch noch einen Schulabschluss zu erlangen bzw. einen Ausbildungsplatz zu erhalten. „Hier profitieren wir von der bewährten Zusammenarbeit mit Bildungsträgern und Jugendwerkstätten. Andererseits legen wir Wert auf eine ganzheitliche Betreuung arbeitsloser Jugendlicher und ihrer Familien, da wir diese häufig als Bedarfsgemeinschaft über das Bürgergeld kennen“, so Andrea Berger, die Leiterin des kommunalen Jobcenters. Diese „Leistung aus einer Hand“ gäbe es nicht mehr, wenn Jugendliche zwischen zwei Behörden pendeln müssen. Frau Berger und Frau Böye sehen die Gefahr, dass viele der derzeit etwa 800 im Landkreis Oldenburg betroffenen Jugendlichen deutlich schwieriger den Weg in den regulären Arbeitsmarkt finden.
GEW-Landesvorsitzender Stefan Störmer bedankte sich für diese anschaulichen Praxisberichte. „Es ist kein Wunder, dass die kommunalen Spitzenverbände, viele Träger der Jugendhilfe und auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) diese geplante Änderung massiv ablehnen. Es ist geradezu beschämend zu sehen, wie arbeitslose Jugendliche, häufig auch Verlierer unseres Bildungssystems, zum Spielball der Bundesfinanzpolitik werden. Gerade auch angesichts des Fachkräftemangels dürfen wir nicht leichtfertig Qualifizierungschancen verspielen“, so sein abschließendes Urteil.
GEW-Landesvorsitzender Stefan Störmer, Ilse Marianne Brose (GEW KV OL-Land) sowie Caroline Böye und Andrea Berger vom kommunalen Jobcenter (v.l.)
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