Am 11. April 2024 waren wir auf Initiative unseres Kreisverbandes Oldenburg-Land mit 20 Vorstandsmitgliedern der GEW-Kreisverbände Vechta, Cloppenburg, Wesermarsch, Delmenhorst, Oldenburg-Land und Oldenburg-Stadt zu einem Informations- und Solidaritätsbesuch in der Gedenkstätte Wehnen. Wir waren sehr beeindruckt vom wichtigen ehrenamtlichen Engagement des Gedenkkreises und uns einig: Diese Gedenkstätte ist ein sehr wichtiger Lernort der Erinnerungskultur im Oldenburger Land, der unbedingt erhalten und dessen Erweiterungspläne von den Kreisen und kreisfreien Städten unserer Region auf jeden Fall finanziell abgesichert werden müssen.
Hungermorde bis in die Achtzigerjahre geleugnet
Dass es auch im Oldenburger Land in der Nazi-Zeit im großen Stile Tötungen im Rahmen des Euthanasie-Programms gab, ist über Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg geleugnet worden. Erst in den Achtzigerjahren brachten Forschungsergebnisse des Oldenburger Medizinhistorikers Dr. Ingo Harms an den Tag, dass in der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Wehnen über 1500 Patienten und Patientinnen durch Nahrungsmittelentzug ermordet wurden.
Vor über 20 Jahren eröffnete der Gedenkkreis Wehnen in der Alten Pathologie der heutigen Karl-Jaspers-Klinik eine Gedenkstätte. Ehrenamtliche forschen zum Thema und machen die Öffentlichkeit mit Ausstellungen, Publikationen und Internet-Präsentationen aufmerksam auf diese Nazi-Verbrechen vor den Toren Oldenburgs. Auch viele Schulklassen und Oberstufenkurse nutzen pädagogische Angebote der Gedenkstätte Wehnen regelmäßig.
Um die wichtige Arbeit der Gedenkstätte zu optimieren, besonders auch um größeren Besuchsgruppen und Lerngruppen historisch-politische Zusammenhänge noch besser vermitteln zu können, gibt es gegenwärtig Erweiterungspläne.
In diesen Tagen gab es zum Thema „Unterstützung der Gedenkstätte Wehnen“ erneut Negativ-Schlagzeilen aus Delmenhorst: Hier wurden kürzlich weitere Stolpersteine zum Gedenken an Delmenhorster Opfer der Hungermorde in Wehnen verlegt. Hierbei ist auch eine angemessene finanzielle Unterstützung der Gedenkstättenarbeit und der Erweiterungspläne in Wehnen angemahnt worden. Besondere Verantwortung tragen hier die neun Landkreise und kreisfreien Städte unserer Region, aus deren Bereich die damaligen 1500 Opfer stammen. Die Stadt Delmenhorst hatte sich in der Vergangenheit besonders knauserig gezeigt, obwohl allein aus dieser Stadt 140 Opfer der Hungermorde in Wehnen zu beklagen sind. (Siehe NWZ-Bericht vom 02. Juli 2024, Link: https://zeitungskiosk.nwzonline.de/titles/nwz/8388/publications/161816/pages/18/articles/2070041/19/1 )
Erweiterungspläne: Landesmittel stehen bereit, wenn die Region die Co-Finanzierung absichert
Dr. Ingo Harms, Gründungsmitglied des Gedenkkreises, verweist in einem weiteren NWZ-Bericht auf das für die einzelnen Kreise und kreisfreien Städte unserer Region vergleichsweise übersichtliche Finanzierungsvolumen, da es eine Zusage der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten in Höhe von 370.000 Euro (50 Prozent der Gesamtkosten) gibt. Der Haken dabei: Diese Landesmittel können nur abgerufen werden, wenn auch die Kommunen ihren Anteil tragen… (Details hierzu in der NWZ vom 06. Juli 2024 , Link: https://zeitungskiosk.nwzonline.de/titles/nwz/8388/publications/161844/pages/18/articles/2073103/19/2)
Die GEW macht sich stark für die Gedenkstätte Wehnen und appelliert an politisch Verantwortliche der Region, das Erweiterungsprojekt nicht an der finanziellen Unterstützung, der Co-Finanzierung aus dem Oldenburger Land, scheitern zu lassen.
Text: Johann Strudthoff
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